wurde am 30.10.1821 in Moskau geboren. Sein Vater Michail Andrejewitsch Dostojewski war Arzt, die Mutter Marja Fjodorowna Netschajewa die Tochter eines Moskauer Kaufmanns. Die beiden heirateten 1819. Von den Geschwistern stand Fjodor vor allem seinem Bruder Michail nahe. Mit ihm besuchte er 1834 eine Privatschule in Moskau, der sich 1838 die Ingenieursschule in St. Petersburg anschloß. Fjodors zunehmendes Interesse an Literatur führte 1839 zu ersten eigenen Versuchen, seine schwärmerische Verehrung galt vor allem Schiller. 1843 war er als Leutnant technischer Zeichner im Kriegsministerium, doch sein Interesse galt weiterhin der Literatur. Daher nahm er 1844—jetzt Oberleutnant—seinen Abschied, um sich ganz dem Schreiben widmen zu können. In dieser Zeit lernte er
N. Nekrassow, den Kritiker W. Belinski und Iwan Turgenjew kennen. 1846 erschienen die ersten Romane: „Arme Leute“, begrüßt von Nekrassow und Belinski, und „Der Doppelgänger“, von Kritik und Publikum zurückhaltend aufgenommen. Doch: „Schon hier begegnet man der unheimlichen Vertrautheit Dostojewskis mit pathologischen Zuständen. Seine Hellsichtigkeit war der Forschung seiner Zeit weit voraus und gilt heute noch bei allen Fachleuten als Phänomen.“ (J. Maier-Graefe) Ab Frühjahr 1846 begann Dostojewski Versammlungen im privaten Kreis des Michail Wassiljewitsch Petraschewski zu besuchen, in dem die Teilnehmer sich mit westlichen Gedanken von Fourier, Proudhon, L. Feuerbach, D.F. Strauß auseinandersetzten und die Lage in Rußland diskutierten. 1848 kam der kleine Roman „Weisse Nächte“ heraus, in demselben Jahr hatte er auch seinen ersten schweren epileptischen Anfall. Diese Krankheit bestimmte sein weiteres Leben.
Die Regierung hatte den Petraschewski-Kreis schon länger observiert. Als man durch einen Spitzel erfuhr, daß Petraschewski erklärt hatte: „Wir verurteilen die bestehende Gesellschaftsordnung zum Tode: wir müssen nun diesen Urteilsspruch ausführen“, griff die Polizei zu und verhaftete die Teilnehmer, am 23.4.1849 auch Dostojewski. Am 16.11. wurde das Urteil verkündet: Tod durch Erschießen. Doch unmittelbar vor der Vollstreckung am 22.12. traf die Begnadigung mit einem revidierten Urteil ein: vierjährige Verbannung zur Zwangsarbeit in Sibirien, anschließend vierjähriger Militärdienst. Dostojewski kam zur Strafkolonie in Omsk, aus der er Februar 1854 entlassen wurde (seine Erfahrungen beschrieb er später in „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, 1860/62); danach mußte er in Semipalatinsk den Militärdienst antreten; dort lernte er Marja Dmitrijewna Issajewa kennen und heiratete sie 1857. März 1859 wurde er entlassen und kehrte nach St. Petersburg zurück. Im selben Jahr erschienen die kleinen Romane „Onkelchens Traum“ und „Das Dorf Stepantschikowo und seine Bewohner“, 1861 „Erniedrigte und Beleidigte“. Im selben Jahr begann Dostojewski mit seinem Bruder die Zeitschrift „Wremja“ herauszugeben; sie wurde aber schon 1863 verboten. 1862 bis 1863 machte er seine erste Auslandsreise nach Deutschland, Frankreich, England, Schweiz und Italien. Er fühlte sich von dem—seiner Meinung nach—dort herrschenden Materialismus abgestoßen und glaubte nicht mehr an eine Erneuerung Rußlands vom Westen aus. 1864 war für Dostojewksi äußerst bedrückend: Im März hatte er die Herausgabe einer neuen Zeitschrift „Epocha“ begonnen, im April starb seine Frau, im Juli sein Bruder Michail. Dostojewski war verzweifelt angesichts der Verantwortung für die Familie Michails, für dessen Geliebte und Kind, für seinen Stiefsohn (den seine Frau mitgebracht hatte), für die unrentable „Epocha“. Dennoch erschien 1864 der Roman „Aufzeichnungen aus einem Kellerloch“. 1865 gab er die „Epocha“ auf, verkaufte sämtliche Rechte an seinen Werken, konnte jedoch die Schulden nicht loswerden. Er floh zunächst nach Wiesbaden, dann zu einem alten Freund nach Kopenhagen, der ihm aus der finanziellen Klemme half. Dostojewski kehrte nach St. Petersburg zurück und begann an seinen—bereits verkauften—Romanen „Schuld und Sühne“ (oder: „Verbrechen und Strafe“ / „Rodion Raskolnikow“) und „Der Spieler“ zu arbeiten; sie erschienen 1866 bzw. 1867. Februar 1867 heiratete er die 20jährige Anna Grigorjewna Snitkina, die ihm schon längere Zeit aufgrund ihrer Stenographie-Kenntnisse und ihres ausgeglichenen Wesens eine wertvolle Mitarbeiterin gewesen war. 1867 bis 1871 reisten die beiden nach Berlin, Dresden, Bad Homburg, Baden-Baden, Genf und Florenz. Die Reisezeit war ausgefüllt mit Arbeit und Besuchen von Spielkasinos; doch auch den Tod ihrer drei Monate alten Tochter in Genf mußte das Ehepaar verkraften. 1869 kam die Tochter Ljubow zur Welt. Im Juli 1871 wurde in St. Petersburg der Sohn Fjodor geboren. Bereits 1868 war der Roman „Der Idiot“ in einer Zeitschrift erschienen, 1871/ 72 „Die Dämonen“; beide hatten Erfolg, die Schulden konnten beglichen werden. 1873 begann Dostojewski mit der Veröffentlichung von „Tagebuch eines Schriftstellers“ (bis 1881), 1875 erschien „Der Jüngling“ und 1879/80 der große Roman „Die Brüder Karamasow“. 1880 hielt Dostojewski anläßlich der Enthüllung eines Puschkin-Denkmals in Moskau eine Rede, die großen Eindruck machte. Ende des Jahres erlitt er drei Blutstürze, eine Genesung schien sich einzustellen, doch schließlich starb er am 21. Januar 1881 in St. Petersburg.