Henri Theodor Fontane wurde am 31.12. 1819 in Neuruppin in der Mark Brandenburg geboren. Die Eltern waren beide calvinistische Protestanten und hatten 1819 geheiratet. Von allen in den folgenden Jahren geborenen Geschwistern überlebten nur vier. Der Vater ging „bald zur Spielpassion über und verspielte während der sieben Jahre von 1819 bis ’26 ein kleines Vermögen“. Er war gezwungen, seine Apotheke in Neuruppin zu verkaufen und konnte sich nach vielen Rückschlägen und Umzügen erst 1838 in Letschin im Oderbruch niederlassen. Theodor war von 1827–1832 in Swinemünde auf Usedom, „wo ich von meinem 7. bis zu meinem 12. Jahre lebte und nichts lernte“. Immerhin wurde er 1832 in das Neuruppiner Gymnasium aufgenommen.
Oktober 1833 wechselte er auf eine Gewerbeschule in Berlin, verließ diese 1836 mit dem sog. „Einjährigen“ (etwa „Mittlere Reife“). 1834 hatte er seine spätere Frau Emilie Rouanet (1824–1902) kennengelernt, die außereheliche Tochter des Militärarztes Georg Bosse und der Witwe Thérèse Rouanet. Sie war 1827 von dem kinderlosen Ehepaar Kummer adoptiert worden, wurde aber nach der erneuten Heirat von Karl Wilhelm Kummer von dessen zweiter Frau schlecht behandelt; sie war „damals ein ziemlich verwildertes Kind“.
April 1836 begann Fontane eine Apothekerlehre in Berlin, Dez. ‘39 bestand er die Prüfung zum Apothekergehilfen. Im selben Jahr veröffentlichte er auch seine Erzählung „Geschwisterliebe“. Als Apothekergehilfe war er bis 1844 an vielen Orten tätig, zunächst in Berlin, dann in Magdeburg, Leipzig, Dresden, Letschin. Während dieser Jahre nahm er an Treffen verschiedener literarischer Vereine teil und konnte in der Zeitschrift „Die Eisenbahn“ Gedichte und jour-nalistische Arbeiten in Druck geben.
April 1844 rückte er zur Ableistung seines Militärdienstes ein, im Mai/Juni dieses Jahres erhielt er Urlaub für eine erste Englandreise. Durch seinen militärischen Vorgesetzten und Freund Bernhard von Lepel wurde er in den literarischen Verein „Tunnel über der Spree“ eingeführt, hier lernte er u.a. Paul Heyse und Adolf von Menzel kennen; er gehört diesem Verein mit wachsenden Vorbehalten fast 15 Jahre an. Nach Ende der Militärzeit nahm Fontane seine Arbeit in verschiedenen Apotheken wieder auf. Dez. 1845 verlobte er sich mit Emilie Rouanet („der glücklichste Gedanke meines Lebens“). 1847 erhielt er die Approbation zum Apotheker, konnte jedoch aus Geldmangel keine eigenes Geschäft eröffnen. Im März 1848 nahm er als radikaler Demokrat an der „Revolution“ teil. 1849 gab Fontane den Apothekerberuf auf und versuchte, als freier Schriftsteller zu leben, zunächst als Berliner Korrespondent der „Dresdner Zeitung“; 1850 erhielt er eine Stelle im preußischen Innenministerium, im sog. „Literarischen Kabinett“. 1850 erschienen auch die ersten Buchveröffentlichungen: „Männer und Helden. Acht Preussen-Lieder“, die ihn „zu einer kleinen Berühmtheit machten“, und das epische Gedicht „Von der schönen Rosamunde“. Fontane war nun Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und Zeitungen, die finanzielle Lage schien vielversprechend. Im Okt. 1850 heiratete er endlich Emilie Rouanet-Kummer, im Nov. erschien sein Band „Gedichte“. Doch die Situation verschlechterte sich. Zwar erfolgte April bis September ein zweiter Englandaufenthalt als Korrespondent der ministeriellen „Adlerzeitung“, doch nach der Rückkehr aus London schlug er sich nur mühsam durch. Dennoch begann Sep. 1855 für Fontane ein dritter England-Aufenthalt, der bis Januar 1859 dauerte. Im Okt. 1858 trat Prinz Wilhelm von Preußen die Regentschaft an, die Zeit des reaktionären Manteuffel war vorbei. Fontane nahm dies zum Anlaß, nach Berlin zurückzukehren. Nur kurz war er noch für das Ministerium tätig, dann wurde er 1860 Redakteur für den englischen Bereich der „Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung“, was ihm genug Zeit für Eigenes ließ. 1861 veröffentlichte Fontane den 1. Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, weitere Bände folgten in den nächsten 20 Jahren. 1864 begann er seine Tätigkeit als Kriegsgeschichtsschreiber, zahlreiche Bücher erschienen. Seit 1870, nachdem er die Stelle bei der Zeitung aufgegeben hatte, war Fontane Theaterkritiker für die „Vossische Zeitung“. Kurze Zeit arbeitete er auch als Ständiger Sekretär der Akademie der Künste in Berlin, doch konnte er sich mit dieser Beamtenstelle nicht anfreunden. Er gab sie auf und widmete sich ganz seinem erzählerischen Werk. Es begann nun – finanziell durch die Tätigkeit bei der „Vossischen Zeitung“ ein wenig gesichert – ein neues Leben als wirklich freier Schriftsteller. „Ich sehe klar ein, daß ich eigentlich erst bei dem 70er Kriegsbuche und dann beim Schreiben meines Romans zum Schriftsteller geworden bin, d.h. ein Mann, der sein Metier als Kunst betreibt, als eine Kunst, deren Anforderungen er kennt.“
Sein bedeutendes Schaffen eröffnete er mit „Vor dem Sturm“. Es folgten in den nächsten 20 Jahren viele Erzählungen und Romane, mit denen heute der Name Fontane vor allem in Verbindung gebracht wird. Besonders genannt zu werden verdienen: 1882 „L’Adultera“, 1887 „Cécile“, 1888 „Irrungen Wirrungen“, 1890 „Stine“, 1892 „Unwiederbringlich“, 1893 „Frau Jenny Treibel“, 1895 „Effi Briest“, 1896 „Die Poggenpuhls“, 1898 „Der Stechlin“. Zwei seiner Arbeiten sind autobiographisch: 1893 „Meine Kinderjahre“ und 1898 „Von Zwanzig bis Dreißig“. Theodor Fontane starb am 20. September 1898.